CE-Kennzeichnung und DoP

Warum die CE-Kennzeichnung bei Naturstein wichtig ist

In der Welt des Natursteins wird die CE-Kennzeichnung häufig erwähnt, aber selten richtig verstanden. Manche betrachten sie als Qualitätsnachweis, andere als bürokratische Formalität. Tatsächlich hat die CE-Kennzeichnung eine sehr präzise Funktion: Sie ermöglicht den freien Verkehr von Bauprodukten, die einer harmonisierten europäischen Norm unterliegen.
Das bedeutet, dass sie nur für fertige Produkte gilt, die dauerhaft Bestandteil eines Bauwerks werden. Sie betrifft weder rohe Blöcke noch unbearbeitete Platten oder Halbzeuge und auch keine Möbelflächen wie Küchenarbeitsplatten, Waschtische, Inseln oder Möbelverkleidungen, da diese nicht unter harmonisierte Normen fallen. Diese Unterscheidung hilft Fachleuten, Anforderungen und Dokumentationspflichten klarer zu verstehen.

CE-Kennzeichnung: was sie wirklich bedeutet

Die CE-Kennzeichnung bestätigt, dass ein Produkt die Anforderungen der entsprechenden harmonisierten Norm erfüllt. Sie ist kein Qualitätslabel, keine Garantie für überlegene Leistung und keine automatische Eignungsbewertung für jeden Einsatzbereich.
Sie ist eine reine Erklärung der normativen Konformität. Um die CE-Kennzeichnung anbringen zu dürfen, muss der Hersteller die vorgeschriebenen Prüfungen durchführen und ein Produktionskontrollsystem betreiben, das gleichbleibende Eigenschaften gewährleistet. Die Verantwortung trägt der Hersteller und wenn ein fertiges Produkt erstmals durch einen anderen Akteur auf den EU-Markt gebracht wird auch der Importeur/Händler, der in diesem Fall als Wirtschaftsakteur verantwortlich ist.

Die CE-Kennzeichnung muss automatisch bereitgestellt werden, wenn sie erforderlich ist. Sie ist kein Dokument, das der Kunde „anfordern“ muss, und sie bestimmt nicht die Eignung des Materials für ein konkretes Projekt.

Credits: Matteo Bianchessi

Credits: Matteo Bianchessi

Die Leistungserklärung (DoP): das wirklich maßgebliche Dokument

Die Leistungserklärung (DoP) bildet die technische Grundlage der CE-Kennzeichnung.
Sie legt die geprüften Leistungswerte, den vorgesehenen Verwendungszweck des Produkts, die Referenznorm sowie das angewandte Bewertungssystem fest. Hier finden sich die wichtigsten Daten: Wasseraufnahme, Biegefestigkeit, Rohdichte, Frost-Tau-Widerstand und andere in der harmonisierten Norm geforderte Parameter.

Die DoP beschreibt weder die ästhetischen Eigenschaften des Materials, noch gibt sie automatisch an, ob es für eine bestimmte Anwendung geeignet ist. Es liegt in der Verantwortung des Planers, die deklarierten Werte zu interpretieren und zu beurteilen, ob das Material für den vorgesehenen Einsatz geeignet ist unter Berücksichtigung von Umweltbedingungen, mechanischen Belastungen und funktionalen Anforderungen.
Mit anderen Worten: CE-Kennzeichnung und DoP sind Pflichten des Herstellers, während die Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit in der Verantwortung des Planers und des professionellen Anwenders liegt.

Dieses Prinzip hilft, Missverständnisse zu vermeiden: Die DoP liefert objektive Informationen, doch nur fachliche Kompetenz kann sie in korrekte Materialentscheidungen übersetzen.

Wann CE und DoP tatsächlich erforderlich sind

CE und DoP sind notwendig, wenn Naturstein als Bauprodukt unter harmonisierter Norm eingesetzt wird: Bodenbeläge, Wandverkleidungen innen und außen, Treppen, Schwellen, Fensterbänke oder Fassadenplatten.
Nicht erforderlich sind sie bei Anwendungen, die nicht unter harmonisierte Normen fallen, wie etwa:

Küchenarbeitsplatten, Waschtische und Möbelflächen,

maßgefertigte monolithische Elemente,

Möbelverkleidungen und dekorative Komponenten,

Halbzeuge und Platten ohne direkten Bauwerksbezug.

Solche Anwendungen verlangen zwar weiterhin technische Kompetenz und Kenntnis der Materialeigenschaften, unterliegen jedoch nicht der CE-Kennzeichnungspflicht.
In der Lieferkette hat jeder Akteur eine klar definierte Rolle: Hersteller oder Importeur stellen die Konformität sicher, Händler gewährleisten Rückverfolgbarkeit, Planer beurteilen anhand der DoP die Eignung des Materials für den vorgesehenen Einsatz. So entsteht ein transparenter und zuverlässiger Planungsprozess.

Credits: Lina Adi